64. Theatertage der bayerischen Gymnasien, 20. bis 23. Juli 2022 in Aschaffenburg
Hier sind wir!
„Vogelbunt“
Theatergruppe der Unterstufe des Dominikus-von-Linprun-Gymnasiums Viechtach unter Leitung von Bettina Wensauer
Hier sind wir!
„Vogelbunt“
Theatergruppe der Unterstufe des Dominikus-von-Linprun-Gymnasiums Viechtach unter Leitung von Bettina Wensauer
Es ist 9.15 Uhr im Stadttheater Aschaffenburg. Und hier erwachen sonderbare Vogelwesen bei grünem Wechsellicht, in bunt-wallende Gewänder gekleidet und mit Masken bestückt. Erste Lautgebungen münden in müde Fragen: „Wo bin ich? Schließlich sind alle so wach und orientiert, dass sie sich tanzend in den neuen Tag hineinbewegen. Eine Gestalt animiert die anderen zu Tagesaktivitäten, sie sollten etwas tun,sollten sich vergleichen, sich einem Schönheitskontest stellen und sollten einen Wettlauf austragen. Ein Vogel beklagt sein Aussehen beim Betrachten im Wasser. Doch sogleich wird versucht, ihn aufzuheitern: Laute Rockmusik, eine Rap-Aktion, eine hübsche Tanzformation und coole, humorvolle Kommentare von außen bleiben jedoch ohne Wirkung. Nun die Aufforderung aufzustehen. Er wird umschwirrt und dabei kunterbunt herausgeputzt, so dass er eitel herumstolziert. Doch beim erneuten Blick ins Wasser erkennt er seine scheußliche Erscheinung und entledigt sich ihrer. Später kommt er als Jammergestalt mit einem kleinen Kaktus und teilt mit, dass ihm gekündigt wurde. Die übrigen Vögel wollen auch ihr Outfit optimieren und rupfen sich gegenseitig die Federn vom Leib, bis alle in Schwarzweiß erscheinen und sich über eigene Persönlichkeitsmerkmale, Charaktereigenschaften und Vorlieben auslassen. Die Phase der Äußerlichkeiten ist überwunden. Das Innere zählt. „Ich bin ich, und du bist du!“ Das sind die Schlussworte.
Die Gruppe begann ihr Stück noch unter Corona-Einschränkungen mit einer Openair-Probe im Schulgarten und hatte ihren Spaß an den verschiedensten Bewegungsimprovisationen mit fantasievollen Vogelmasken. Ein bewegter Grundstock für das künftige Stück war gelegt. Dann kam mit der Fabel „Der hochmütige Geier“ eine Textvorlage hinzu, die sich jedoch nur in einigen wenigen Teilen als tauglich erwies. So entwickelte sich nach und nach der eigentliche Themenschwerpunkt der Identitätsfindung. Und hier nun war die Gruppe in ihrem Element: Dem lustvollen Bewegen in Vogelkostümierung war freier Lauf gelassen. Das äußere Aufgeplustertsein regte an zur Selbstreflexion, zum Nachdenken über Diversität und Individualität. Eigene Gedanken ersetzten schlüssig den ursprünglichen Fabeltext. Diese Authentizität spiegelte sich in überzeugtem (auch chorischem) Sprechen, in kraftvollem Agieren und ausgelassenem Tanzen, so dass aus dem zaghaften Erwachen ein selbstbewusstes Im-Leben-Stehen wurde.
Wolfram Brüninghaus
Fotos: Programmbroschüre
Fotos: Programmbroschüre