"unten", Mittelschule Burgebrach, verantwortlich: Adam Nicola
„unten“ - ein Kurzfilm, erzählt von den Abgründen des Cybermobbings und offenbart einen tiefen Blick in die Seele der Täter und Opfer. Den 16-jährigen Schauspielern ist es aber auch wichtig, Hoffnung zu zeigen - „oben“.
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RezensionDer Zuschauer wird in eine verlassene Kellerwohnung entführt. Kalter Zementboden, rissige Wände, bröckelnder Putz, Türen, die zum Teil halb geöffnet sind. Jemand hastet hinein, schaut sich suchend um, stockt und geht zu Boden. Im Dunkeln laufen Menschen mit Turnschuhen vorbei. Was ist passiert? Als würde die Kamera mit den Augen der Protagonistin schauen, blickt sie in maskierte Gesichter, kreisartig über ihr angeordnet. Kein Wort wird gesprochen, lediglich auf sie gerichtete Blicke … Das Interesse der Maskierten steigert sich in der nächsten Einstellung. Die Protagonistin blättert in ihrem Tagebuch, und im Hintergrund versuchen die Gestalten ihr nah zu kommen. Vor den fast übergriffigen Gesten nur durch eine Glasscheibe geschützt, fühlt sie sich jedoch beobachtet und sichtlich unwohl. Man spürt, dass etwas passieren wird. Jetzt Im Block aufgereiht verkünden die Maskierten ihre Absicht. Sie wollen sie fertig machen, anonym, ohne Mitleid. Eindrucksvoll das Chorsprechen ihres Mantras: beleidigen, bedrohen, bloßstellen, belästigen - dabei kommt der Pulk bedrohlich näher. Sie haben das Opfer im Visier. Aus mehreren Türen kommt ein bedrohliches „DU“.
Drei Opfer werden nacheinander ausgesucht und gezielt in den Fokus der Mobbingattacke gestellt. Man sieht nicht, was die Täter konkret im Netz veröffentlichen. Man sieht nur die Reaktionen – die der Opfer, die der Täter. Der eigentliche Inhalt der Mobbing Attacke findet in den Köpfen der Zuschauer statt. Doch eines wird klar: in der Anonymität des Internets bekommt Mobbing eine neue Dimension. Keiner kann sich schützen, jeder kann zum Opfer werden, Gruppenzwang ist sichtbar. In einem Tagebucheintrag beschreibt ein Opfer seine Gefühle. Am Ende steht ein verzweifelter Appell: Es soll einfach nur aufhören … Den Schüler*innen der Mittelschule Burgebrach ist es aber auch wichtig, Hoffnung zu zeigen. Vielleicht gibt es eine Aussicht aus dem Aussichtslosen. Der sonst eher in Grautönen gehaltene Film bekommt am Ende doch noch ein Farbspiel... Ein nachdenklich stimmender, kurzer Film, der ganz „unten“ einsteigt. Der Drehort ist ein treffender Spiegel des Innenlebens: düster, kalt, marode und leer. Die sparsam eingesetzte Musik unterstreicht die Aussagekraft der einzelnen Spielszenen. Der Film kommt ohne große Spielereien aus, Szenen werden durch klare Schnitte kollagenhaft aneinander gereiht, das Stilmittel der Wiederholung wird verwendet, um die immer gleichen Abläufe des Cybermobbings klarzumachen. Die schauspielerische Leistung der Schüler*innen ist beachtlich, vor allem kommen die Blicke und Gesten durch die Maske zum Teil noch bedrohlicher und stärker beim Zuschauer an … Empathischen Menschen stockt manchmal der Atem. Ilona Hieronymus |