„Farbe bekennen“, Don Bosco-Schule - Sonderpädagogisches Förderzentrum Stappenbach, Spielleiterin Eva Kaiser
Wenn Mobbing sich in immer gleichen Bahnen wiederholt, gilt es, Farbe zu bekennen. Der Einzelne müsste allerdings den Teufelskreis durchbrechen, um mit der Gruppe zu einem versöhnlichen Ende zu kommen.
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RezensionDie Bühne ist dunkel, darauf drei große weiße Leinwände positioniert. Sphärische Klänge des Keyboarders Roman Novak eröffnen das Stück.
Aus dem Publikum werden nacheinander kurze Tagebucheinträge von den Spieler*innen vorgelesen, Es geht um eine neue Schulsituation. Der Wechsel in eine neue Klasse. Wünsche und Erwartungen werden formuliert. Die Aufregung ist sehr groß, es besteht jedoch eine gewisse Vorfreude. Die Bühne füllt sich nach und nach, die Gruppe ruft: „Heute ist es soweit!“ (mehrfach wiederholt) der erste Tag in der Schule. Und schon entstehen Gerüchte: der Neue spanne auf der „Mädelstoilette“. Das wird mit einem entsetzten „Bo“ kommentiert, der Neue käme betrunken in die Schule…, Immer mehr Vorurteile verbreiten sich. Auch in dieser Szene trägt die musikalische Untermalung zur Struktur aber auch zur Intensivierung des Inhaltes bei. Rhythmisch schnipsend treten die sechs Spieler*innen nun an den Bühnenrand, formieren sich und zeigen nun auf den imaginären Neuen. Dieser ist nicht willkommen, er wird von allen aufgefordert abzuhauen. „Verpiss dich!“ In der nächsten Szene lesen drei Schüler*innen erneut ihren Tagebucheintrag vor. Dieser hört sich niederschmetternd an. Statt eines positiven Neuanfangs gibt es nur Ablehnung, Angriffe und Selbstzweifel. Sobald die Neue auftaucht, drehen sich ihre Mitschüler*innen demonstrativ weg. Diese Szene ist mit sechs Spieler*innen gar nicht so einfach darzustellen. Es entsteht eine kleine Choreografie, wiederum begleitet von Musik. Bemerkenswert auch das entstehende Schattenspiel auf den weißen Flächen. Schließlich geht das Opfer zu Boden. Der (musikalische) Zyklus beginnt. Die Gruppe geht auf das am Boden liegende Opfer zu, schaut es an, läuft m Kreis um dieses herum, hält inne, dreht sich entsetzt weg, reicht die Hand. Das Opfer ergreift eine Hand, steht auf, und ein anderer Spieler wird zu Boden geschubst. In jeder weiteren Zyklusrunde darf sich ein Schüler heraus lösen, tritt an den Bühnenrand, nennt eine Farbe und Assoziationen dazu. Dann beginnt er seine Farbe auf eine der Leinwände aufzutragen, das Bühnenbild wird langsam bunter. Grün: Wiese, Hoffnung, Wald, Ruhe Gelb: Sonne, Leben, Zitronen, Glück Blau: Stille, Wasser, Himmel, Frieden Rot: Feuer, Blut, Liebe, Wut Immer weniger Schüler sind in dem Zyklus gefangen, der kein Ende zu haben scheint. Das letzte Opfer wird aufgefordert mitzumachen. Das Schlussbild zeigt die Spieler*innen mit hochgehaltener Farbrolle und der Aufforderung ans Publikum: „Gemeinsam Farbe bekennen!“ Den Schüler*innen der Don Bosco Schule Stappenbach unter der Leitung von Eva Kaiser gelingt es in einem konzentrierten Spiel, die Thematik Mobbing kreativ aufzuarbeiten. Aus einer Standardsituation heraus, beginnt der Teufelskreis. Der Zyklus scheint zunächst unendlich fatalistisch. Doch dann kommt Farbe ins Spiel und einer nach dem anderen schert bewusst aus. Die Bühne und somit das Leben werden wieder bunter. Gemeinsam Farbe bekennen ist eine Aufforderung, es den jungen Spieler*innen gleich zu tun, mutig zu sein, Stellung zu beziehen. Danke für die schönen Bilder, die Live-Musik und das ästhetische Erlebnis! Susanne Bonora |