"Sprayer In Langwasser: So ein Geschmier!", Astrid-Lindgren-Grundschule Nürnberg
Maskenperformance - Verantwortlich: Dr. Michaela Ströbel-Langer
Die beiden Hausmeister einer Grundschule sind geschockt: Ein Graffiti an ihrem Gebäude! Nach und nach kommen sie im Stadtteil Langwasser in Kontakt mit der Graffiti-Kunst, vor allem mit Bildern zu den vier Elementen. Bald sehen sie ein: Streetart ist eine Bereicherung. Bei einer Preisverleihung geben sie dem Sprayer sein Equipment zurück, gratulieren und feiern ihn.
Der Film ist entstanden in Kooperation mit dem Gemeinschaftshaus Langwasser im Rahmen des Utopolis-Modellprojekts „Betonliebe“ im Nürnberger Stadtteil Langwasser. Im Quartier hält die Auseinandersetzung über den Wert von Graffitis zwischen Kunst und Sachbeschädigung unvermindert an. |
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RezensionEine Unterführung, Graffiti an der Wand und ein verstohlen um sich blickender Sprayer; mit diesen Komponenten wird der Zuschauer in die Welt der Graffitiszene in Langwasser eingeführt. Prompt wird der Sprayer von zwei Hausmeistern entdeckt und in einer rasanten Jagt verfolgt. Die Reinigungskolonne wird sofort herbeigerufen um das Geschmier zu entfernen. Dabei ist sie wenig erfolgreich, produziert aber durch die Eimer- und Lappenperformance ungewollt nicht minder kunstvolle Bilder, als die, die sie entfernen sollte.
Bereits in der Anfangsszene bestechen die aussagekräftigen Masken. Die großen geöffneten Augen und die riesigen Nasen bei geschlossenem oder halbgeöffnetem Mund drücken Erstaunen und Entsetzen gleichermaßen aus. Die selbstkreierten Masken schaffen eine gewollte Diskrepanz zwischen dem kindlichen Körper und dem alt wirkenden starren Gesicht. So wirken die Gesten der Spieler*innen noch stärker. Die Graffitis im Stadtteil Langwasser dienen als Inspiration für die selbstentwickelten, kurzweiligen Szenen des Filmes. Humorvoll und sehr einfallsreich werden die Wandgemälde zu den vier Elementen als Impuls aufgenommen, bespielt und szenisch interpretiert. Unter anderem sieht man eine Gruppe von Kindern, die - wohl durch Wasserimpressionen an der Wand dazu angeregt - mit Schwimmreifen und Badeflossen ausgestattet in ein viel zu kleines Planschbecken hüpfen möchte: Letztlich genießen im Schatten der „Schmiererei“ die beiden Hausmeister ein kühles Fußbad und auch ein kühles Getränk. Findet hier unbewusst bereits eine erste Annäherung statt? Nicht nur diese Szene beinhaltet eine interessante Wendung. Die Kunst an der Wand inspiriert immer wieder direkt oder indirekt zum Nachdenken und Ausprobieren. Die Betrachter erweitern oder ergänzen das Kunstwerk – durch Zufall oder nach Anleitung. Am Ende jedoch haben selbst die Hausmeister Zugang gefunden und sehen nun den Mehrwert der Streetart-Kunst in ihrem Stadtteil, was sie fast mit ein wenig Stolz erfüllt. Der Sprayer wird mit der „goldenen Spraydose“ und einem stattlichen Geldpreis ausgezeichnet. Er erntet für seine Kunst langanhaltenden begeisterten Applaus. Streetart und besonders Graffiti sind in der Öffentlichkeit sehr umstritten. Ist es Kunst oder einfach nur Sachbeschädigung? Diese Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum wird durch das Filmprojekt der Astrid-Lindgren Grundschule aus Nürnberg unter der Leitung von Dr. Michaela Ströbel-Langer aufgegriffen und theatral gekonnt umgesetzt. Die filmischen Mittel werden professionell ein- und umgesetzt und unterstützen die Aussage. Der Film besticht durch starke Bilder. Die Akteure verschmelzen zum Teil durch die Kostümwahl mit den Hintergründen und es entstehen so neue Kunstwerke. Bemerkenswert sind auch die vielfältigen Requisiten und die Kostüme. Nicht zuletzt ist es aber das klare, manchmal slapstickartig, manchmal bewusst überzeichnete gestische Spiel der Akteure, die dem Geschehen selbst hinter ihren Masken ein Gesicht verleihen. Eva Kaiser |