64. Theatertage der bayerischen Gymnasien, 20. bis 23. Juli 2022 in Aschaffenburg
L'art pour l'art
„Die Nashörner“ (nach Eugène Ionesco)
Unterstufentheatergruppe des Willstätter-Gymnasiums Nürnberg unter Leitung von Marcus Gangloff
L'art pour l'art
„Die Nashörner“ (nach Eugène Ionesco)
Unterstufentheatergruppe des Willstätter-Gymnasiums Nürnberg unter Leitung von Marcus Gangloff
Das Stück (gleichsam eine Fabel) der Entindividualisierung, der Uniformierung, des Opportunismus' und der Massenpsychose ist besonders in Deutschland (!) beliebt. So fand auch1959 die Uraufführung in Düsseldorf statt.
In einem Restaurant sitzen die beiden befreundeten Behringer und Hans, necken sich ein wenig, und plötzlich kippt die Situation ins Irreale: Ein Nashorn galoppiert vorbei. Im Büro verstärkt sich der Streit über die zunehmenden Tiererscheinungen in der Stadt. Eine Mitarbeiterin klagt, ihr Mann habe sich in ein Nashorn verwandelt. Behringer besucht Hans und muss mitansehen, wie der sich in ein wütendes Nashorn verwandelt. Am nächsten Tag finden sich Behringer und die Büroangestellte Daisy in einer Welt voller Nashörner wieder. Doch auch sie mutiert, Behringer bleibt und konstatiert mutig: „Ich bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende. Ich kapituliere nicht!“
Warum war nun diese turbulente Inhaltsangabe nötig? Weil die dem Stück immanente theaterwirksame Verwandlung von Realität zu Irrealität nicht gezeigt wurde und in Textbehauptungen stecken blieb. Vielmehr beschäftigten sich die acht Schülerinnen mit dem Phänomen, wie es zu Massenbewegungen kommen und da natürlich auch absurde Ausmaße annehmen kann. Die Nashörner jedoch blieben außen vor bis auf eine zaghaft angedeutete Fingerkrümmung vor dem Gesicht eines Mädchens. Sie alle sind und bleiben das ganze Stück hindurch schwarz gekleidet. Warum nur? Zu Beginn stellen sie sich vor: Klasse, Alter, Nation, Landessprache, Herkunft. Und sie sprechen sich über eigene Probleme aus. So weit so gut. Nun aber beginnt ein erstaunlich sicher gelernter Textmarathon, dargeboten in exakt einstudierten körpertheatralen, choreografischen Bewegungsabläufen. Sichtbar war, dass die Mädchen (Unterstufentheatergruppe!) balletttänzerische Vorerfahrungen hatten. Somit waren die Texte eingebunden in einen Bewegungsrahmen, der sie nicht strahlen ließ und ihre Sinnlichkeit nicht transportierte. L'art pour l'art. Wo blieb ursprüngliches, ausgelassenes Spiel, das die Textvorlage hergegeben hätte? Der Titel ließ anderes erwarten.
In einem Restaurant sitzen die beiden befreundeten Behringer und Hans, necken sich ein wenig, und plötzlich kippt die Situation ins Irreale: Ein Nashorn galoppiert vorbei. Im Büro verstärkt sich der Streit über die zunehmenden Tiererscheinungen in der Stadt. Eine Mitarbeiterin klagt, ihr Mann habe sich in ein Nashorn verwandelt. Behringer besucht Hans und muss mitansehen, wie der sich in ein wütendes Nashorn verwandelt. Am nächsten Tag finden sich Behringer und die Büroangestellte Daisy in einer Welt voller Nashörner wieder. Doch auch sie mutiert, Behringer bleibt und konstatiert mutig: „Ich bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende. Ich kapituliere nicht!“
Warum war nun diese turbulente Inhaltsangabe nötig? Weil die dem Stück immanente theaterwirksame Verwandlung von Realität zu Irrealität nicht gezeigt wurde und in Textbehauptungen stecken blieb. Vielmehr beschäftigten sich die acht Schülerinnen mit dem Phänomen, wie es zu Massenbewegungen kommen und da natürlich auch absurde Ausmaße annehmen kann. Die Nashörner jedoch blieben außen vor bis auf eine zaghaft angedeutete Fingerkrümmung vor dem Gesicht eines Mädchens. Sie alle sind und bleiben das ganze Stück hindurch schwarz gekleidet. Warum nur? Zu Beginn stellen sie sich vor: Klasse, Alter, Nation, Landessprache, Herkunft. Und sie sprechen sich über eigene Probleme aus. So weit so gut. Nun aber beginnt ein erstaunlich sicher gelernter Textmarathon, dargeboten in exakt einstudierten körpertheatralen, choreografischen Bewegungsabläufen. Sichtbar war, dass die Mädchen (Unterstufentheatergruppe!) balletttänzerische Vorerfahrungen hatten. Somit waren die Texte eingebunden in einen Bewegungsrahmen, der sie nicht strahlen ließ und ihre Sinnlichkeit nicht transportierte. L'art pour l'art. Wo blieb ursprüngliches, ausgelassenes Spiel, das die Textvorlage hergegeben hätte? Der Titel ließ anderes erwarten.
Wolfram Brüninghaus
Fotos: Bernhard Apel
Fotos: Bernhard Apel