Inhalt
7 Gangster treiben in New York ihr Unwesen, überfallen Menschen und rauben sie aus. Auf einer ihrer Missionen passiert ihnen ein Missgeschick. Anstatt auf eine Diamantenkette stoßen sie auf das Waisenmädchen Tiffany, das überhaupt keine Angst vor ihnen hat. Tiffany stellt das bisherige Dasein und die Glaubenssätze der Gangster auf den Kopf, erkennt ihre wahren Potenziale und eröffnet ihnen neue Perspektiven.
Das Stück basiert auf Tomi Ungerers berühmtem Bilderbuch „Die drei Räuber“, das erstmals 1961 erschien.
Das Stück basiert auf Tomi Ungerers berühmtem Bilderbuch „Die drei Räuber“, das erstmals 1961 erschien.
Rezension
Auch Gangster können sich irren
Frei nach Tomi Ungerers „Die drei Räuber“ gestaltete die Gruppe der Schule an der Friedenstraße Regenstauf unter Leitung von Annegret Sterz ihr Stück „Gangster“.
Ihr Unwesen treiben hier gleich sieben von ihnen. Sie verlegen den Ort ihrer Raubzüge in New Yorks Unterwelt. Zur wummernden Musik „Gangster“ von Labrinth treten sie bewaffnet mit Pistolen, Baseballschläger, Pfefferspray und Drohgebärden nach und nach aus dem Publikum auf und bedrohlich geben sie verbal ihre Visitenkarte ab. Der Obergangster ruft zur Beeilung auf, um den neuesten Coup zu landen, den er beschönigend Mission nennt. Vorher muss jedoch die Bewaffnung einsatzbereit gemacht werden. Nur vier Kollegen nimmt er mit und löst in der verbleibenden Gang Unmut und Enttäuschung aus. Jetzt wird vor dem Publikum der bevorstehende Einsatz erläutert: Im Hotel „Astoria“ steigt so eine reiche Schachtel ab, um abends am Broadway nach einer Musicalvorstellung beim Einsteigen ins Taxi ihres Schmucks beraubt zu werden. Der Plan ist besprochen. Den verbliebenen Gangstern bleibt nichts anderes übrig als verschanzt hinter einer Mauer aus Getränkekisten den Raubzug zu beobachten und zu kommentieren. Doch was sie durch die Ferngläser beobachten (sie schauen übrigens direkt ins Publikum), ist ein Fiasko. Anstatt den Schmuck der alten Schachtel zu rauben, kidnappen sie ein junges kleines Mädchen. Da hatten sie wohl die vorher ausgespähte Taxinummer verwechselt. Das Raubgut, das Mädchen Tiffany, wird rüde mit ihrem kleinen Köfferchen herbeigezerrt und aufgefordert, den Schmuck herauszurücken. Aber vergeblich. Da ist nichts. Tiffany erzählt den Gangstern, dass sie ein Waisenkind sei und nun bei ihrer Großtante wohne. Sie sei mit dem Taxi abgeholt worden. „Hör zu, du bist jetzt unsere Gefangene, und wir verlangen Lösegeld.“ Doch die couragierte Tiffany lässt bei den Gangstern den Wunsch nach Reichtum platzen. Die Großtante sei nicht reich. Ungläubiges Staunen. Tiffany bleibt aber vorerst in den Gangsterhänden. Die aber geraten in heftigen Streit über den misslungenen Überfall. Die unerschrockene Tiffany beruhigt die aufgebrachte Meute und gesteht, dass sie froh sei über die Rettung aus den Fängen der Großtante. Das ist zu viel für die Gangster, deren Profession es nicht ist, Menschen zu retten, sondern zu überfallen. Tiffany amüsiert das und provoziert Drohgebärden der Gangster: „Wir sind nicht lustig! Wir sind böse!“ Tiffany lässt sich nicht einschüchtern und schlägt vor, zusammen „Uno“ zu spielen. Aberwitzig lassen sie sich darauf ein und spielen mehrere (zum Teil chaotische Runden). Dazu erklingt Coolios „Gangster´s Paradise“. Besänftigt erlauben sie Tiffany zu bleiben. Sie ist müde, und auf den Getränkekisten bereiten sie dem kleinen Mädchen ein Bett. Die Gangster legen sich auf den Boden um Tiffany herum zur Musik „Gangster“ von Labrinth. Die Bösewichter stellen das Köfferchen ans Bett, decken das Mädchen liebevoll mit einem Mantel zu und streichen ihm zärtlich übers Haar. Doch plötzlich erwacht Tiffany aus ihrem vermeintlichen Schlaf und entdeckt eine große Tasche mit Raubgut: Ketten, Ringe, Uhren, Geldscheine und Goldbarren kramt sie hervor. Einer der Gangster erwischt sie dabei. Tiffany fragt ganz naiv, was sie denn mit dem ganzen Zeug machen wollen. Sie schlägt vor, anstatt Klamotten davon zu kaufen und in einem Hinterhof zu wohnen, doch besser in eine Villa zu ziehen und ihrer Räuberbestimmung abzuschwören. Und sie könnten sich ja künftig um Kinder kümmern. Großes Einverständnis ertönt in einem mehrstrophigen und selbst getexteten Gangster-Rap. Alle Gangster sind auf einmal bewegungslos und rühren sich nicht mehr. Ist vielleicht eine Bekehrung eingetreten? Die Verwirrung hält nur kurz an, um die Gangster wie in alter Frische wieder zu den Waffen greifen zu lassen. Tiffany rennt verängstigt weg, nimmt aber noch schnell aus der Tasche einen Goldbarren und ein Bündel Geldscheine mit. Ein erfolgreicher Abschluss der Räuberlehre. Der Obergangster tritt an die Rampe und spricht das Schlusswort: „Das Spiel ist aus!“ Grimmig nehmen alle wieder ihre drohenden Anfangspositionen ein. Dazu wummert die Musik.
Diese spannende Geschichte hat die Gruppe erstaunlich lebendig, in exaktem Zusammenspiel und in hoher Sprechqualität auf die Bühne gezaubert. Die Übergänge waren fließend und teilweise geschickt mit passender Musik begleitet. Die eigentlich rührselige Geschichte mit gefälligem Happy End vermied hier bewusst eine Erwartbarkeit und straffte den Spannungsbogen. Am Ende stand die ernüchternde, einigermaßen realistische Erkenntnis, die präzise herausgespielt worden war: einmal Gangster, immer Gangster!
Bericht: Wolfram Brüninghaus
Frei nach Tomi Ungerers „Die drei Räuber“ gestaltete die Gruppe der Schule an der Friedenstraße Regenstauf unter Leitung von Annegret Sterz ihr Stück „Gangster“.
Ihr Unwesen treiben hier gleich sieben von ihnen. Sie verlegen den Ort ihrer Raubzüge in New Yorks Unterwelt. Zur wummernden Musik „Gangster“ von Labrinth treten sie bewaffnet mit Pistolen, Baseballschläger, Pfefferspray und Drohgebärden nach und nach aus dem Publikum auf und bedrohlich geben sie verbal ihre Visitenkarte ab. Der Obergangster ruft zur Beeilung auf, um den neuesten Coup zu landen, den er beschönigend Mission nennt. Vorher muss jedoch die Bewaffnung einsatzbereit gemacht werden. Nur vier Kollegen nimmt er mit und löst in der verbleibenden Gang Unmut und Enttäuschung aus. Jetzt wird vor dem Publikum der bevorstehende Einsatz erläutert: Im Hotel „Astoria“ steigt so eine reiche Schachtel ab, um abends am Broadway nach einer Musicalvorstellung beim Einsteigen ins Taxi ihres Schmucks beraubt zu werden. Der Plan ist besprochen. Den verbliebenen Gangstern bleibt nichts anderes übrig als verschanzt hinter einer Mauer aus Getränkekisten den Raubzug zu beobachten und zu kommentieren. Doch was sie durch die Ferngläser beobachten (sie schauen übrigens direkt ins Publikum), ist ein Fiasko. Anstatt den Schmuck der alten Schachtel zu rauben, kidnappen sie ein junges kleines Mädchen. Da hatten sie wohl die vorher ausgespähte Taxinummer verwechselt. Das Raubgut, das Mädchen Tiffany, wird rüde mit ihrem kleinen Köfferchen herbeigezerrt und aufgefordert, den Schmuck herauszurücken. Aber vergeblich. Da ist nichts. Tiffany erzählt den Gangstern, dass sie ein Waisenkind sei und nun bei ihrer Großtante wohne. Sie sei mit dem Taxi abgeholt worden. „Hör zu, du bist jetzt unsere Gefangene, und wir verlangen Lösegeld.“ Doch die couragierte Tiffany lässt bei den Gangstern den Wunsch nach Reichtum platzen. Die Großtante sei nicht reich. Ungläubiges Staunen. Tiffany bleibt aber vorerst in den Gangsterhänden. Die aber geraten in heftigen Streit über den misslungenen Überfall. Die unerschrockene Tiffany beruhigt die aufgebrachte Meute und gesteht, dass sie froh sei über die Rettung aus den Fängen der Großtante. Das ist zu viel für die Gangster, deren Profession es nicht ist, Menschen zu retten, sondern zu überfallen. Tiffany amüsiert das und provoziert Drohgebärden der Gangster: „Wir sind nicht lustig! Wir sind böse!“ Tiffany lässt sich nicht einschüchtern und schlägt vor, zusammen „Uno“ zu spielen. Aberwitzig lassen sie sich darauf ein und spielen mehrere (zum Teil chaotische Runden). Dazu erklingt Coolios „Gangster´s Paradise“. Besänftigt erlauben sie Tiffany zu bleiben. Sie ist müde, und auf den Getränkekisten bereiten sie dem kleinen Mädchen ein Bett. Die Gangster legen sich auf den Boden um Tiffany herum zur Musik „Gangster“ von Labrinth. Die Bösewichter stellen das Köfferchen ans Bett, decken das Mädchen liebevoll mit einem Mantel zu und streichen ihm zärtlich übers Haar. Doch plötzlich erwacht Tiffany aus ihrem vermeintlichen Schlaf und entdeckt eine große Tasche mit Raubgut: Ketten, Ringe, Uhren, Geldscheine und Goldbarren kramt sie hervor. Einer der Gangster erwischt sie dabei. Tiffany fragt ganz naiv, was sie denn mit dem ganzen Zeug machen wollen. Sie schlägt vor, anstatt Klamotten davon zu kaufen und in einem Hinterhof zu wohnen, doch besser in eine Villa zu ziehen und ihrer Räuberbestimmung abzuschwören. Und sie könnten sich ja künftig um Kinder kümmern. Großes Einverständnis ertönt in einem mehrstrophigen und selbst getexteten Gangster-Rap. Alle Gangster sind auf einmal bewegungslos und rühren sich nicht mehr. Ist vielleicht eine Bekehrung eingetreten? Die Verwirrung hält nur kurz an, um die Gangster wie in alter Frische wieder zu den Waffen greifen zu lassen. Tiffany rennt verängstigt weg, nimmt aber noch schnell aus der Tasche einen Goldbarren und ein Bündel Geldscheine mit. Ein erfolgreicher Abschluss der Räuberlehre. Der Obergangster tritt an die Rampe und spricht das Schlusswort: „Das Spiel ist aus!“ Grimmig nehmen alle wieder ihre drohenden Anfangspositionen ein. Dazu wummert die Musik.
Diese spannende Geschichte hat die Gruppe erstaunlich lebendig, in exaktem Zusammenspiel und in hoher Sprechqualität auf die Bühne gezaubert. Die Übergänge waren fließend und teilweise geschickt mit passender Musik begleitet. Die eigentlich rührselige Geschichte mit gefälligem Happy End vermied hier bewusst eine Erwartbarkeit und straffte den Spannungsbogen. Am Ende stand die ernüchternde, einigermaßen realistische Erkenntnis, die präzise herausgespielt worden war: einmal Gangster, immer Gangster!
Bericht: Wolfram Brüninghaus