Juryarbeit, die umdenken lässt
Als Jurymitglied bei dem Kindertheaterfestival in Saarbrücken 2024 habe ich eine sehr interessante und absolut empfehlenswerte Juryarbeit kennengelernt, die stark partizipativ ausgerichtet war.
Zunächst gab es ein Kennenlernwochenende zwischen den erwachsenen und jugendlichen Jurymitgliedern mit verschiedenen Formaten, um mehr übereinander zu erfahren und Jurytandems aus je einem Erwachsenen und einem Jugendlichen zu bilden sowie Grundlagen für die Zusammenarbeit zu formulieren. Die Jugendlichen selbst stammten aus der Nähe und hatten sich bereits spielerisch kennengelernt und Vorerfahrungen zu einer Bewertung von Theaterstücken gesammelt. Das Tandem hat sich über Handy mit einem Sichtungsbogen über das jeweilige Video vom Bewerbungsstück, das dem Tandem zugeordnet war, ausgetauscht. Je nach Bewerbungslage hat man dann 2 oder 3 Stücke zu sichten.
An einem Auswahlwochenende gab es am 1. Tag die Sichtungsberichte.
Alle Tandems hatten bis zu 3 kurze Videoausschnitte ausgewählt, die sie allen zeigen und entsprechend kommentieren konnten.
Wichtig war:
Als Jurymitglied bei dem Kindertheaterfestival in Saarbrücken 2024 habe ich eine sehr interessante und absolut empfehlenswerte Juryarbeit kennengelernt, die stark partizipativ ausgerichtet war.
Zunächst gab es ein Kennenlernwochenende zwischen den erwachsenen und jugendlichen Jurymitgliedern mit verschiedenen Formaten, um mehr übereinander zu erfahren und Jurytandems aus je einem Erwachsenen und einem Jugendlichen zu bilden sowie Grundlagen für die Zusammenarbeit zu formulieren. Die Jugendlichen selbst stammten aus der Nähe und hatten sich bereits spielerisch kennengelernt und Vorerfahrungen zu einer Bewertung von Theaterstücken gesammelt. Das Tandem hat sich über Handy mit einem Sichtungsbogen über das jeweilige Video vom Bewerbungsstück, das dem Tandem zugeordnet war, ausgetauscht. Je nach Bewerbungslage hat man dann 2 oder 3 Stücke zu sichten.
An einem Auswahlwochenende gab es am 1. Tag die Sichtungsberichte.
Alle Tandems hatten bis zu 3 kurze Videoausschnitte ausgewählt, die sie allen zeigen und entsprechend kommentieren konnten.
Wichtig war:
- Jeweils Auslosung des nächsten Stücks (so wusste keines der Tandems, wann es dran ist, alle blieben aufmerksam)
- Zeitliche Begrenzung der Stückvorstellung
- Die Grundlage der Sichtungsberichte waren die Bewertungsbögen und die Videoauswahl
- In einer Auswahllandschaft wurde der Prozess der Stückeauswahl sichtbar gemacht
Das Theater Überzwerg hat die Landschaft großzügig aus ihrem Fundus bestückt; das geht auch mit Lego am Tisch kleiner.
Auswahllandschaft aus großen Materialien am Boden wo, diente den Jurytandems ihr Stück nach dem Vorstellen zu verorten und im Gespräch mit den anderen auch diese Verortung verändern können.
Hafen: Hier fahren alle Vorschläge los. Ein Papierschiff mit dem Namen der Produktion liegt an der Mole. Wir möchten das Stück einladen, weil…
Wasser: Hier sind die Vorschläge unterwegs / auf dem Weg – unterschiedlich weit von der Festivalinsel entfernt. Das Stück könnte es vielleicht bis zur Insel schaffen, aber wir haben es dort nicht platziert, weil….
Sandbank: Das ist der Ort für die, die nicht überzeugt haben (schien mir viel positiver als ein plakatives Nein oder ein sinkendes Schiff – wichtig ist, hier haben sich Menschen auf den Weg gemacht und haben auch ein Stück des Weges geschafft, aber eben nur bis zur Sandbank, vielleicht kommen sie beim nächsten Mal weiter). Wir möchten das Stück nicht einladen, weil….
Festivalinsel: Das ist das Ziel, wo alle hinwollen, wo aber am Ende nur 6 an Land gehen können. Es ist aber möglich (und sichtbar), dass einige andere fast da sind, z.B. direkt vor der Küste vor Anker liegen. Jedes Tandem platziert sein Schiff mit dem Namen des Stückes in der Auswahllandschaft.
Danach wurde das Plenum befragt, ob das Schiff am richtigen Ort steht – Daumen hoch, Daumen runter, Daumen zur Seite – bei Daumen runter kurze Nachfrage, um Themen für anschließende Gespräche zu notieren. Das Ziel dabei war erstmal über alle Stücke zu sprechen und so ein Gesamtbild zu gewinnen: Wie viele Stücke sind am Ende auf der Insel? Wieviel Diskussionsbedarf gibt es?
Am 2. Tag wurde in Gruppen gearbeitet (3 bis 4 Personen); die Tandems wurden aufgelöst, um das Verantwortungsgefühl zu verschieben: Wir entscheiden als Gesamtjury über das Festivalprogramm und NICHT: Wir haben als Tandem „unser“ Stück durchgebracht.
Aufgabe: So sieht unser Festival aus - 6 Stücke, zwei Ersatzleute.
Die Ergebnisse wurden vorgestellt. Um eine Gesamtauswahl zu treffen, erhielt jede Person 1 Punkt, durfte bei den Stücken, die sich in den Vorschlägen unterschieden, einen Punkt an das Stück kleben, das eingeladen werden sollte. Die Mehrheitsentscheidung wurde umgesetzt.
Immer wieder gab es Pausen, Spiele und gemeinsames Essen, was eine sehr schöne Atmosphäre schuf.
Natürlich war diese Form sehr zeitaufwendig und ist wahrscheinlich gerade im Schulbereich bei Festivals nicht so umsetzbar. Dennoch ist die partizipative Methode absolut empfehlenswert und sicher auch in kürzerer Zeit umsetzbar.
Ich war erstaunt, wie gut die Schülerinnen und Schüler die Stücke bewerten konnten und beeindruckt von der Wertschätzung und dem Vertrauen, das die Pädagoginnen den Kindern immer wieder entgegenbrachten.
Es wäre schön, wenn der partizipative Gedanke auch bei unseren regionalen und zentralen Theatertagen Einzug halten könnte.
Beatrice Baier
Hafen: Hier fahren alle Vorschläge los. Ein Papierschiff mit dem Namen der Produktion liegt an der Mole. Wir möchten das Stück einladen, weil…
Wasser: Hier sind die Vorschläge unterwegs / auf dem Weg – unterschiedlich weit von der Festivalinsel entfernt. Das Stück könnte es vielleicht bis zur Insel schaffen, aber wir haben es dort nicht platziert, weil….
Sandbank: Das ist der Ort für die, die nicht überzeugt haben (schien mir viel positiver als ein plakatives Nein oder ein sinkendes Schiff – wichtig ist, hier haben sich Menschen auf den Weg gemacht und haben auch ein Stück des Weges geschafft, aber eben nur bis zur Sandbank, vielleicht kommen sie beim nächsten Mal weiter). Wir möchten das Stück nicht einladen, weil….
Festivalinsel: Das ist das Ziel, wo alle hinwollen, wo aber am Ende nur 6 an Land gehen können. Es ist aber möglich (und sichtbar), dass einige andere fast da sind, z.B. direkt vor der Küste vor Anker liegen. Jedes Tandem platziert sein Schiff mit dem Namen des Stückes in der Auswahllandschaft.
Danach wurde das Plenum befragt, ob das Schiff am richtigen Ort steht – Daumen hoch, Daumen runter, Daumen zur Seite – bei Daumen runter kurze Nachfrage, um Themen für anschließende Gespräche zu notieren. Das Ziel dabei war erstmal über alle Stücke zu sprechen und so ein Gesamtbild zu gewinnen: Wie viele Stücke sind am Ende auf der Insel? Wieviel Diskussionsbedarf gibt es?
Am 2. Tag wurde in Gruppen gearbeitet (3 bis 4 Personen); die Tandems wurden aufgelöst, um das Verantwortungsgefühl zu verschieben: Wir entscheiden als Gesamtjury über das Festivalprogramm und NICHT: Wir haben als Tandem „unser“ Stück durchgebracht.
Aufgabe: So sieht unser Festival aus - 6 Stücke, zwei Ersatzleute.
Die Ergebnisse wurden vorgestellt. Um eine Gesamtauswahl zu treffen, erhielt jede Person 1 Punkt, durfte bei den Stücken, die sich in den Vorschlägen unterschieden, einen Punkt an das Stück kleben, das eingeladen werden sollte. Die Mehrheitsentscheidung wurde umgesetzt.
Immer wieder gab es Pausen, Spiele und gemeinsames Essen, was eine sehr schöne Atmosphäre schuf.
Natürlich war diese Form sehr zeitaufwendig und ist wahrscheinlich gerade im Schulbereich bei Festivals nicht so umsetzbar. Dennoch ist die partizipative Methode absolut empfehlenswert und sicher auch in kürzerer Zeit umsetzbar.
Ich war erstaunt, wie gut die Schülerinnen und Schüler die Stücke bewerten konnten und beeindruckt von der Wertschätzung und dem Vertrauen, das die Pädagoginnen den Kindern immer wieder entgegenbrachten.
Es wäre schön, wenn der partizipative Gedanke auch bei unseren regionalen und zentralen Theatertagen Einzug halten könnte.
Beatrice Baier