Das Kräftefeld in der Reflexionsarena
Bericht von Wofram Brüninghaus
Auf dem Oktoberfest seine brüchige Beziehung retten zu wollen, ist wirklich ein irrwitziges Unterfangen, dem sich Kasimir und seine Karoline aussetzen. Die wirtschaftliche Situation beider ist prekär, das Selbstbewusstsein beschädigt. Das beabsichtigte Zueinander endet in der Trennung, und beide gehen mit jeweils neuen Partnern davon. Liebe und Menschlichkeit wurden zum Luxus, den sie sich nicht mehr leisten können.
Das Publikum sitzt an vier Seiten, und die leicht verkantete Spielfläche erinnert an eine Arena. Auf zwei diagonal in zwei Ecken positio-nierten Treppen stehen die Mitwirkenden, treten ins Geschehen und ziehen sich auch wieder auf sie zurück. Auseinandersetzungen zwischen Kasimir und Karoline über die unterschiedlichen Lebensverhältnisse werden von mehreren Paaren ausgetragen, bis sie im Streit enden. Wir befinden uns auf dem Oktoberfest. Zu Drehorgelmusik und Animationsaufrufen, doch herbeizukommen, zu schauen und zu kaufen, lässt eine Choreografie drehende Fahrgeschäfte assoziieren. Das Spiel in der Arena, mal dialogisch zu zweit, mal in geschlechtsspezifischen Gruppen gegenüber, bedient sich eines stark reduzierten Textes. Karoline nähert sich dem Zuschneider Schür-zinger an, Kasimir lässt sich mit Erna, der Frau seines Freundes Merkl Franz ein. Nun drehen sich choreografisch Riesenrad und Karus-sell. Zuckerwatte und gebrannte Mandeln werden feilgeboten. Karoline bestreitet anfangs noch ihr Fremdgehen, das Gift der Eifersucht breitet sich aus. Eine Geige spielt knarzend den Radetzky-Marsch. Kasimir will sich das Leben nehmen. Aberwitzig kommentiert seine Umwelt: „Einen Scheißdreck wirst du tun. Prost, Arschloch!“ Sehnsucht, gebrochene Herzen, aber das Leben geht weiter als wäre nichts geschehen. Und doch ist die Trennung nicht aufzuhalten. Karoline wirft Kasimir seine Arbeitslosigkeit vor, doch spricht sie dennoch von Sehnsucht, von gebrochenem Herzen und darüber, dass das Leben mit Schürzinger weiterginge. Und schon erklingt eine bissige Ablen-kung, das Lied vom Wiener Kabarettisten Georg Kreisler („Geh ma Tauben vergiften im Park“): „Schatz, das Wetter ist wunderschön, da leid ich's net länger zu Haus. Heute muss man ins Grüne gehen, in den bunten Frühling hinaus … .“ Das Lied bricht unerwartet ab, und Karoline tanzt mit ihrem neuen Partner Walzer, während ihr Franz sich mit Erna, der Frau seines Freundes, einlässt. Mit einem populären Oktoberfestlied klingt der Sozialbefund aus dem Alltag der kleinen Leute aus.
Das Geschehen war innerhalb der Rechteckarena auf das Kräftefeld einer Diagonale ausgerichtet, das Spiel war eigenartig kühl, emo-tionsarm und fand seine Sinnlichkeit in bewegten, choreografierten Teilen. Die zwanghaften Reaktionen auf Konventionen spiegelten die Gefühlskälte und gaben den Protagonisten traurige Individualität. Die Gruppe entschied sich, das Stück gemeinsam zu tragen, folg-lich spielten mehrere Personen die gegebenen Rollen, und chorisches Kommentieren bzw. Singen bewiesen sich als Volksfestgetriebe.
Das Publikum sitzt an vier Seiten, und die leicht verkantete Spielfläche erinnert an eine Arena. Auf zwei diagonal in zwei Ecken positio-nierten Treppen stehen die Mitwirkenden, treten ins Geschehen und ziehen sich auch wieder auf sie zurück. Auseinandersetzungen zwischen Kasimir und Karoline über die unterschiedlichen Lebensverhältnisse werden von mehreren Paaren ausgetragen, bis sie im Streit enden. Wir befinden uns auf dem Oktoberfest. Zu Drehorgelmusik und Animationsaufrufen, doch herbeizukommen, zu schauen und zu kaufen, lässt eine Choreografie drehende Fahrgeschäfte assoziieren. Das Spiel in der Arena, mal dialogisch zu zweit, mal in geschlechtsspezifischen Gruppen gegenüber, bedient sich eines stark reduzierten Textes. Karoline nähert sich dem Zuschneider Schür-zinger an, Kasimir lässt sich mit Erna, der Frau seines Freundes Merkl Franz ein. Nun drehen sich choreografisch Riesenrad und Karus-sell. Zuckerwatte und gebrannte Mandeln werden feilgeboten. Karoline bestreitet anfangs noch ihr Fremdgehen, das Gift der Eifersucht breitet sich aus. Eine Geige spielt knarzend den Radetzky-Marsch. Kasimir will sich das Leben nehmen. Aberwitzig kommentiert seine Umwelt: „Einen Scheißdreck wirst du tun. Prost, Arschloch!“ Sehnsucht, gebrochene Herzen, aber das Leben geht weiter als wäre nichts geschehen. Und doch ist die Trennung nicht aufzuhalten. Karoline wirft Kasimir seine Arbeitslosigkeit vor, doch spricht sie dennoch von Sehnsucht, von gebrochenem Herzen und darüber, dass das Leben mit Schürzinger weiterginge. Und schon erklingt eine bissige Ablen-kung, das Lied vom Wiener Kabarettisten Georg Kreisler („Geh ma Tauben vergiften im Park“): „Schatz, das Wetter ist wunderschön, da leid ich's net länger zu Haus. Heute muss man ins Grüne gehen, in den bunten Frühling hinaus … .“ Das Lied bricht unerwartet ab, und Karoline tanzt mit ihrem neuen Partner Walzer, während ihr Franz sich mit Erna, der Frau seines Freundes, einlässt. Mit einem populären Oktoberfestlied klingt der Sozialbefund aus dem Alltag der kleinen Leute aus.
Das Geschehen war innerhalb der Rechteckarena auf das Kräftefeld einer Diagonale ausgerichtet, das Spiel war eigenartig kühl, emo-tionsarm und fand seine Sinnlichkeit in bewegten, choreografierten Teilen. Die zwanghaften Reaktionen auf Konventionen spiegelten die Gefühlskälte und gaben den Protagonisten traurige Individualität. Die Gruppe entschied sich, das Stück gemeinsam zu tragen, folg-lich spielten mehrere Personen die gegebenen Rollen, und chorisches Kommentieren bzw. Singen bewiesen sich als Volksfestgetriebe.