PAKS BAYERN
  • Willkommen!
  • Wir
    • Ziele
    • Vorstand
    • Was >
      • Theatertage
      • Jahrestagungen
      • Theaterklassen
      • Szenisches Lernen
      • SdL
      • Staatspreis
    • Regional >
      • Ansprechpartner
    • Positionen
    • Beitrittserklärung
    • Netzwerk Bayern
    • Dachverband LAG
    • Bundesverband BVTS
    • International: IDEA
  • Vorschau
  • Rückschau
  • Service
    • Material
    • Links >
      • Partner >
        • Mitgliedschaften
        • andere Schularten
        • Institutionen und Verbände
      • Theater für Kinder und Jugendliche
    • Aus-/ Weiterbildung
    • Web-Schnipsel
    • Ressourcen
  • Kontakt
    • Kontakt PAKS
    • Kontakt Webmaster
    • Adressenänderung?
    • Bankverbindung
Aus der Stille kommt die Kraft
 
„Bilder einer Jugend“ - Montessori-Schule Neuötting unter Leitung von Anja Evers
 
Da scheint auf einmal eine Bildprojektion aus sich herauszutreten. Sie vervielfacht sich und wird zu einer kleinen Bewegungspetitesse, fein in Form gebracht: Fünf „Eltern“ nebeneinander mit hellen, spitzen und hohen Tütenhüten drehen sich nach und nach zur Seite und schauen ins Publikum, ob der Pullover des ungeduldigen Sohnes im Schrank liegt. Sie nehmen und geben ihn weiter, und der Junge bekommt, was er gefordert hat.
 
Das geschieht in einem Stück, das nach Bildern des niederländischen Fotografen Erwin Olaf, der erst 2023 plötzlich verstarb, entwickelt wurde. Hier erscheinen bewegte Bilder, die Jugendliche in ihren verschiedenen Lebenssituationen zeigen in Korrespondenz zu den fotografischen Kunstwerken. Anja Evers besuchte auf der PAKS-Jahrestagung 2023 den Workshop „Bilder ersetzen die Textvorlage – Bildertheater“ unter der Leitung von Thomas Ritter. Davon inspiriert wollte sie den Versuch wagen, mit diesem Spielansatz auch mit ihrer Theatergruppe ein Stück ganz ohne Textvorlage entstehen zu lassen. Ein mutiges Vorgehen, sollte doch viel an jugendlicher Befindlichkeit mitgeteilt werden.

In der ersten Fotoprojektion geht ein Mann eine lange Treppe aus der Dunkelheit hinauf ins Licht. Zu vorantreibender Musik kommen 12 schwarz gekleidete Jugendliche gemächlichen Schrittes auf die Bühne, positionieren sich verteilt und schauen dem Mann nach. Eine lang ausgehaltene Szene, die sich in sehnsuchtsvolles Greifen auf die Projektion verlebendigt. Ein Mädchen tritt vor und spricht zum Publikum, dass es gerne genauso wäre wie diese von ihm bewunderte Person, ihr Idol. Alle folgen nun scheinbar, machen sich auf den Weg und bewegen sich (auf der Stelle) die lange Treppe hinauf. Das Vorbild verlieren sie nicht aus den Augen. Ein Junge tritt vor und definiert den Begriff 'Idol' auf seine Weise, eine Person, die er toll finde, ganz gleich, wer sie sei. Die Gruppe geht ab ins Dunkel des Bühnenhintergrunds, ein Mädchen bekräftigt seine Sicht eines Idols und stimmt ein Loblied auf seine Mutter an.
Bild
Nach dem ersten Teil, der dem Begriff Idol gewidmet war, erscheint nun groß projiziert das Wort Mobbing. Zu zarter Rockmusik nähern sich gestikulierend zwei Gruppen mit Drohgebärden an. Ein bewegtes Bild des drohenden Hin und Her, bis schließlich die eine Gruppe zu Überläufern in die andere wurde, und nur ein Mädchen und ein Junge zurückbleiben. Das Mädchen holt zu einem gewaltigen Befreiungsschlag gegen die Übermacht der starken Gruppe aus, so dass diese schlagartig zu Boden geht. Das habe echt gut getan, aber sei Gewalt eine Lösung? Nach und nach werden die zu Boden Gegangenen angetippt, stehen auf und äußern sich zum Mobbing. Es verletze, sei echt nicht witzig, sei total unnötig, könne zum Suizid führen, es traumatisiere, sei unfair gegenüber anderen, es schwäche das Selbstwertgefühl, sei alles andere als cool, stellt euch vor, ihr würdet gemobbt, das sei nicht lustig. Und abschließend konstatieren die beiden Gemobbten: „Jeder kann so sein, wie er will!“ Und all dies spielt sich ab vor der Projektion eines Mädchens, das die Hände mit gesenktem Kopf vors Gesicht schlägt.
Bild
Bild
Einen Moment Dunkelheit und der dritte „Akt“ heißt Vorwürfe. In großer Projektion sitzt ein Mädchen aufrecht, die Stuhllehne seitlich, die Hände im Schoß, und es schaut zu Boden. Zwölf SchülerInnen tun es ihm vor der Leinwand gleich auf kleinen Hockern sitzend, allerdings schon mit erhobenem Kopf, alle in dieselbe Richtung blickend. Keine Bequemlichkeit. Da ist noch kein Wort gesprochen, und doch ist schon so viel gesagt: zuhören, verarbeiten, sich orientieren, und das Ziel ins Auge fassen und den eigenen Weg gehen wollen. Und in dieser produktiven Kontemplation liegt die Kraft, die den Jugendlichen den Weg in ihrer Entwicklung weisen könnte. Es hagelt Vorwürfe durch die Stimme einer Autoritätsperson aus dem Off: keine Freunde, Enttäuschung für die ganze Familie, mehr Anstrengung für bessere Noten, fortwährendes Zocken, mehr Hilfe im Haushalt, Grund für Elternstreit, ein bisschen mehr Anstrengung, Aufräumen des Zimmers, mehr Sport machen, schlechtes Outfit, Vergleich mit guter Schwester, Grund für Ehezerwürfnis. Auf jeden Vorwurf folgt ein sichtbares Zusammensacken. Und dann schreien die Gescholtenen ihre Wut in aufgebrachter Entgegnung heraus und wollen doch nur Liebe.
Bild
Der vierte „Akt“ ist mit Typisch Eltern? übertitelt. Zu großer Projektion eines männlichen Gesichts mit spitzem Tütenhut kommen die Jugendlichen auf die Bühne. Fünf von ihnen tragen ebensolche weißen Tüten auf dem Kopf als Zeichen der elterlichen Autorität und streiten mit der übrigen Gruppe der Jugendlichen über den Verbleib des Lieblingspullis, bis der dem Jungen gebracht wird. Eine witzig choreografierte Bewegungsszene (siehe Anfang!). Die Jugend daddelt mit dem Handy, und die Eltern entreißen die Geräte. Als die Jugendlichen aber dann nachfragen, ob die Eltern Zeit für sie hätten und ob sie Hilfe bekämen, werden sie mehrmals schnell vertröstet: „Ja, in fünf Minuten!“
Bild
Bild
Vor der nächsten Projektion eines Mannes mit bloßem muskulösem Oberkörper und einer neben ihm stehenden jungen Frau im Modeloutfit erscheint das nächste Thema, an dem sich die Gruppe abarbeiten will: Körperkult. Mädchen und Jungs tummeln sich getrennt arglos auf der Bühne. Die Jungs unterhalten sich und die Mädchen räsonieren über ihr Aussehen. Die Jungs produzieren sich jetzt mit kraftprotzerischen Übungen. Die Geschlechter beäugen sich gegenseitig. Welch wundersame Einsicht: Das Aussehen sei völlig egal. Ende des Wettstreits. Alle gehen gemeinsam zur Party.
Bild
Zukunft ist das nächste Thema. Und dafür verbinden sich gleich von Anfang an die Projektion und das Leben davor miteinander: In einem tunnelartigen langen Gang stehen Personen mit roten Luftballons beieinander, und auf der Bühne tut es ihnen die Gruppe gleich. Das Bild lässt sofort an Banksys Graffiti-Ikone, an das kleine Mädchen mit dem aufsteigenden roten Herzluftballon erinnern. Einzelne äußern sich mit persönlichen Zukunftswünschen. Und mit ihnen schicken sie die Ballons in den Bühnenhimmel, beenden den theatralen Rundgang durch die magische Bilderwelt des Erwin Olaf, dem sie ihre eigenen magisch bewegten Bilder zuordneten.
Bild
In diesem Bildertheater arbeitete sich die Gruppe am gemeinsam gewählten Oberthema 'Pubertät' ab. Sie trug zunächst zusammen, was ihr im eigenen jugendlichen Leben wichtig ist, was sie glücklich macht, was sie nervt, sie ängstigt und was sie inspiriert. Dann unternahm sie die Sichtung der Erwin-Olaf-Bilder und ordnete sie den gefundenen Themenbereichen zu. Dabei entstanden Textpassagen, kleine Dialoge und Szenen. Eine adäquate Musikauswahl kam hinzu. Das Besondere der Bilder erkannte die Gruppe in ihrer gemeinsamen Beschäftigung: fotografierte Inszenierungen, die Einsamkeit, Lethargie, innere Leere (den Edward-Hopper-Bildern ähnlich) und Verschlossenheit. Die Pubertierenden haben sich in gewisser Weise darin wiedererkannt und ihre Gedankenwelt in enge Verbindung zur stillen Bilderwelt des Fotografen gebracht. So hatte das ganze Stück eine ruhige Einheitlichkeit mit Auf- und Abtritten, Reihungen sowie Gruppierungen  und schuf gleichsam einen theatralen Kurzrundgang durch die Fotoausstellung von poetischer Anmutung.
 
In einzelnen Szenen hätte eine aufbrechende Pointierung die Erwartbarkeit genommen. Schmunzelnd musste ich feststellen, dass die Jugendlichen die harte, laute, unkontrollierte, schwer erträgliche Seite der Pubertät mit ihren Gefühlseruptionen vermieden haben zu zeigen. Die sechs Begriffe strukturierten klar das Stück. Fließende Übergänge von einer Szene zur anderen fehlten und wurden lediglich durch Dunkelheit bewältigt.
​
Die Workshopangebote auf den PAKS-Jahrestagungen geben immer wieder Anregungen, Ideen und Denkanstöße für die eigene Theaterarbeit und motivieren, auch auf Ungewöhnliches Zugriff zu nehmen.
 
Text: Wolfram Brüninghaus
Fotos: Felix Ringhut
gratis-besucherzaehler
Datenschutz und Haftung
Impressum
Interner Bereich
  • Willkommen!
  • Wir
    • Ziele
    • Vorstand
    • Was >
      • Theatertage
      • Jahrestagungen
      • Theaterklassen
      • Szenisches Lernen
      • SdL
      • Staatspreis
    • Regional >
      • Ansprechpartner
    • Positionen
    • Beitrittserklärung
    • Netzwerk Bayern
    • Dachverband LAG
    • Bundesverband BVTS
    • International: IDEA
  • Vorschau
  • Rückschau
  • Service
    • Material
    • Links >
      • Partner >
        • Mitgliedschaften
        • andere Schularten
        • Institutionen und Verbände
      • Theater für Kinder und Jugendliche
    • Aus-/ Weiterbildung
    • Web-Schnipsel
    • Ressourcen
  • Kontakt
    • Kontakt PAKS
    • Kontakt Webmaster
    • Adressenänderung?
    • Bankverbindung