Ui je!
Bericht von Wolfram Brüninghaus
Ein Schneidegeräusch dringt durch die Stille. Allmählich breitet sich dessen Zwiebelgeruch bis ins Publikum hinein aus. Auf der Bühne sind silbrige Getränkekästen ohne Aufschrift gestapelt, und schwarze Hüte liegen verteilt. In diese seltsame Situation treten aus dem Zuschauerraum die Mitwirkenden nach und nach auf die Spielfläche, nehmen sich einen Kasten vom Turm und stellen ihn mit einem Hut darauf ab. Ein Mädchen (Arturo Ui) kommt als letztes auf die Bühne, setzt sich ihren Hut auf, und schließlich tun das alle mit einer Grußverbeugung. Der Kleinste und wohl auch jüngste Mitwirkende verdingt sich als erzählender Moderator und kündigt dem Publikum eine Gangstershow mit Toten und Lebendigen (in dieser Reihenfolge) an. Er stellt den alten, ehrenwerten, gebückt gehenden Politiker Dogsborough vor, den langen skurril hinkenden Blumenhändler Givola, den Killer Giri und schließlich den Gangster aller Gangster Ui mit seinem Adjudanten Roma. Hindenburg, Goebbels, Göring, Hitler und sein Adjudant sind gemeint. Hilly-Billy-Musik untermalt den Aufmarsch. Alle tanzen ausgelassen Hüte schwenkend, bilden einen Kreis, bleiben stehen, gehen wieder weiter und tun dies sehr unterschiedlich orientiert an dem Typ, den sie darstellen, bis alle wieder auf ihren Kästen stehen. Die kleinen Händler klagen über schlechte Zeiten und über verfaulendes Gemüse. Die Krise wird in einem Satz zusammengefasst: „Wer nicht schon tot ist, lebt noch.“ Der gute, alte Dogsborough soll's richten. Sie erläutern ihm ihre Vorschläge. Nach anfänglicher Zurückhaltung willigt er ein. Ui geriert sich als Helfer in der Not, wittert ein gutes Geschäft. Die Annäherung wird in einem kleinen Tänzchen der beiden Männer verdeutlicht. Ui will den Grünzeughandel schützen, Dogsborough verweigert sich der Verhandlung, bis jedoch sein Scheitern unabwendbar ist. Schauspieler leiten Ui an, eine demagogisch wirksame Rede zu halten. Ui stellt sein Hilfskonzept vor, das hauptsächlich Schutzmaßnahmen beinhaltet. Da platzt die Nachricht vom brennenden Speicher dazwischen. Ein Tribunal wird über einen schnell gefundenen Schuldigen abgehalten, und am Ende lautet das Urteil 15 Jahre Haft. Dogsborough stimmt das „Lied von der Unzulänglichkeit“ an, in dem es am Schluss - einer Abrechnung gleich - im Sprechgesang heißt: „Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau ihm auf den Hut! Hast du ihn auf den Hut gehaut, dann wird er vielleicht gut. Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht gut genug, darum haut ihm eben richtig auf den Hut!“ Dogsborough verfügt in seinem Testament, Ui solle sein Nachfolger werden. Ui bringt kaltblütig seinen Adjudanten Roma um. Der Weg ist nun frei. Alle Mitwirkenden sprechen am Bühnenrand den Epilog in Englisch (warum?): „Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert! Und handelt, statt zu reden, noch und noch! So was hätt' einmal fast die Welt regiert. Die Völker werden seiner Herr, jedoch dass keiner uns zu früh da triumphiert - der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“
Völlig unverständlich steht Ui auf der Galerie über der Bühne, zerdrückt auf seinem Kopf und Oberkörper einige Eier und übergießt sich mit einem Eimer milchiger Flüssigkeit. Eine Show war avisiert worden. Da bekam sie ihr zweifelhaftes Schlussbild.
Für die Grundentscheidung, meist alle Mitwirkenden auf der Bühne zu belassen, war sie viel zu klein. So stand geradezu eine Armada, nahm sich Spielraum und wirkte wie eine Mauer zum Publikum. Das Spiel wirkte vielfach roboterhaft, verlangsamt und eingeengt. Kaum belebten Brechungen die Monotonie. Die Entscheidung für ein schwarzes Kostümoutfit unterstrich die Eintönigkeit, die der sarkastischen Parabel zuwiderlief, die ja gar eine Show versprochen hatte. Einzelne Spieler durften sich profilieren, während eine Vielzahl reine Statistenaufgaben zu erfüllen hatten.
Völlig unverständlich steht Ui auf der Galerie über der Bühne, zerdrückt auf seinem Kopf und Oberkörper einige Eier und übergießt sich mit einem Eimer milchiger Flüssigkeit. Eine Show war avisiert worden. Da bekam sie ihr zweifelhaftes Schlussbild.
Für die Grundentscheidung, meist alle Mitwirkenden auf der Bühne zu belassen, war sie viel zu klein. So stand geradezu eine Armada, nahm sich Spielraum und wirkte wie eine Mauer zum Publikum. Das Spiel wirkte vielfach roboterhaft, verlangsamt und eingeengt. Kaum belebten Brechungen die Monotonie. Die Entscheidung für ein schwarzes Kostümoutfit unterstrich die Eintönigkeit, die der sarkastischen Parabel zuwiderlief, die ja gar eine Show versprochen hatte. Einzelne Spieler durften sich profilieren, während eine Vielzahl reine Statistenaufgaben zu erfüllen hatten.